Praxis – Weg ins Leben

Blog und Buch­empfehlungen

Interessante Themen und ergänzende Informationen

Auf meiner persönlichen Blogseite verfasse ich Artikel zu ganz unterschiedliche Themen. Zum einen berichte ich über meine Arbeitsweise als Heilpraktikerin für Psychotherapie (HeilpG) und Traumatherapeutin. Dabei ich lege ich viel Wert auf einen individuellen Ansatz und möchte diesen Gedanken auch auf meinem Blog vermitteln. Zudem biete ich regelmäßig Buchempfehlungen an, die mich bei meiner Entwicklung begleitet haben und die ich gerne weiterempfehle. Ein weiterer Schwerpunkt meines Blogs sind Themen, die Frauen betreffen. Hier gebe ich Einblicke in meine persönlichen Erfahrungen und teile meine Gedanken zu aktuellen Debatten. Ein besonderes Augenmerk lege ich auch auf verschiedene psychische Themen und möchte Ihnen die Möglichkeit schaffen, sich zu informieren. Mir ist es wichtig, dass meine Leserinnen und Leser von meinem Blog profitieren und sich inspiriert fühlen.

HP für Psychotherapie in der Nähe – Altstadt München

Erkennen – Informieren – Handeln

Sie haben die ersten Schritte gemacht. Die eigenen Themen erkennen, Informationen sammeln und nach Hilfe suchen, ist der Weg in den Heilungsprozess.

Ich biete Ihnen den geschützten und sicheren Rahmen und schaue mir mit Ihnen gemeinsam Ihre Themen an. So können Sie wieder in ein selbstbestimmtes Leben zurückfinden.

Jetzt professionelle Unterstützung in Anspruch nehmen. Wir finden zeitnah einen Termin.

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Merkmale körperorientierten Psychotherapie
mit Fokus auf NARM® und SE®

Das Neuroaffektive Beziehungs­modell (NARM®) und Somatic Experiencing (SE®) sind zwei Formen der körper­orientierten Psycho­therapie, die auf die Integration von körper­lichen Empfindungen und Erfahrungen abzielen. Im Gegensatz zu tradi­tionellen Psycho­therapie­methoden, die sich auf die Verbalis­ierung von Gedanken und Gefühlen konzen­trieren, verwenden NARM® und SE® den Körper als Schlüssel zur Heilung psychischer Wunden.

NARM® ist eine Therapie­methode, die von Dr. Laurence Heller entwickelt wurde. Es basiert auf der Idee, dass traumatische Erfahrungen in der Kindheit zu einem Mangel an Selbst­regulation und einem gestörten Beziehungs­erleben führen können. Die Therapie konzen­triert sich auf die Integra­tion von körperlichen Empfindungen und Erfahrungen, um diese Auswirkungen zu lösen.

SE® wurde von Dr. Peter A. Levine entwickelt und basiert auf der Idee, dass traumatische Erfahrungen durch den Körper gespeichert werden und zu Symptomen wie Angst, Depression und Schmerzen führen können. Die Therapie zielt darauf ab, die/den Klient*in dabei zu unterstützen, ihre/seine körperlichen Empfindungen und Erfahrungen bewusst zu machen und die Auswirkungen von Traumata zu lösen.

Ein gemeinsames Merkmal von NARM® und SE® ist die Betonung der körperlichen Empfindungen als Schlüssel zur Heilung. Beide Therapie­methoden nutzen Techniken wie Achtsamkeit, Atem­übungen und Bewegung, um der/dem Klient*in dabei zu helfen, sich mit ihrem/seinem Körper zu verbinden und auf ihre/seine körper­lichen Empfindungen zu achten.

Ein weiteres gemeinsames Merkmal ist die Betonung der Beziehung zwischen Therapeut*in und Klient*in. Beide Methoden legen großen Wert auf einen sicheren Rahmen im thera­peutischen Setting und der unter­stützenden thera­peutischen Beziehung, um der/dem Klient*in dabei zu helfen, die Verbindung zu ihrem/seinem Körper wiede­rherzu­stellen und ihre/seine inneren Prozesse zu verstehen.

NARM® und SE® haben jedoch auch ihre Unterschiede. NARM® konzentriert sich auf die Beziehungs­erfahrung der/des Klientin/Klienten und arbeitet daran, emotionale Konflikte zu lösen, um eine gesunde Selbst­regulation zu fördern. SE® konzentriert sich auf die körperlichen Symptome, die durch traumatische Erfahrungen verursacht werden, und arbeitet daran, die körperlichen Empfindungen und Erfahrungen zu integrieren, um die Symptome zu lindern.

Beide Methoden haben sich als wirksam bei der Behandlung von Traumata und psychischen Erkrankungen erwiesen. Die Betonung der körperlichen Empfindungen als Schlüssel zur Heilung kann eine alternative Heran­gehensweise für Menschen bieten, die Schwierigkeiten haben, ihre inneren Prozesse verbal auszudrücken. NARM® und SE® können auch für Menschen von Vorteil sein, die traditionelle Psycho­therapie­methoden ausprobiert haben, aber keine signi­fikanten Fortschritte erzielt haben.

Insgesamt sind NARM® und SE® wichtige Beiträge zur körper­orientierten Psycho­therapie. Ihre Betonung der Verbindung zwischen Körper und Geist und der thera­peutischen Beziehung kann dazu beitragen, eine umfassende Heilung psychischer Wunden zu fördern. Wenn traditionelle Psycho­therapie­methoden nicht ausreichen oder nicht effektiv genug sind, können NARM® und SE® eine wertvolle Alternative sein. Die Integration von körperlichen Empfindungen und Erfahrungen in den thera­peutischen Prozess kann dazu beitragen, die innere Balance und Selbst­regulation zu fördern und Symptome von Traumata und psychischen Erkrankungen zu lindern. Durch die Weiter­entwicklung und Anwendung von körper­orientierten Psycho­therapie­methoden wie NARM® und SE® kann die Behandlung psychischer Erkrankungen weiter verbessert und erweitert werden.

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Wie läuft eine NARM® Sitzung ab?

NARM® ist die Abkürzung für das Neuroaffektive Beziehungsmodell und stellt eine psycho­therapeutische Methode dar, die darauf abzielt, tief verwurzelte, schmerzhafte emotionale Muster und Traumata zu heilen. Der Beginn einer NARM®-Sitzung besteht in der Regel darin, dass Sie mir Ihre aktuellen Symptome oder Heraus­forderungen schildern und wir gemeinsam das Ziel der Therapie­sitzung festlegen.

Während der Sitzung ermutige ich Sie, Ihre Körper­empfindungen und aufsteigenden Emotionen auf körperlicher Ebene wahrzu­nehmen und zu erleben. Durch die Fokus­sierung auf die Körper­empfindungen können Sie auf tiefere Schichten Ihres Selbst­bewusstseins zugreifen, emotionale Erfahrungen erforschen und Ihre (teils) verdrängten Bedürfnisse erkennen.

Im Verlauf der Sitzung helfe ich Ihnen dabei, festge­fahrene Muster und Traumata zu identi­fizieren und zu verstehen. Wir erkunden, welche Strategien Sie als Kind entwickelt haben, um schwierige Situationen zu meistern. Zum einen haben sich aus diesen Strategien wertvolle Fähigkeiten entwickelt, die Ihnen im Alltag von Nutzen sind. Zum anderen blockieren diese unbewussten Muster jedoch Ihr Erleben und machen es schwer oder gar unmöglich, neue Erfahrungen zu machen, ohne sich erneut verletzt zu fühlen.

Das Ziel ist es, diese Schemata aufzulösen, indem Sie lernen, über­wältigende Emotionen, erst gemeinsam mit mir und später eigenständig, zu regulieren und gesunde Bindungen aufzubauen.

Eine NARM®-Sitzung dauert zwischen 60 und 90 Minuten und ist ein partner­schaftlicher Prozess auf Augenhöhe. Der Fokus liegt auf der Entwicklung eines tiefen Verständ­nisses für Ihre indivi­duellen emotionalen Erfahrungen, der Anerkennung Ihrer eigenen Bedürfnisse und meiner unter­stützenden Begleitung, damit Sie wieder ein Leben in Verbun­denheit, Gewahrsein und Freude führen können.

Die Anzahl der erforderlichen Sitzungen variiert von Person zu Person, da die Therapie sehr individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt ist.

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Wie ist der Ablauf einer Somatic Experiencing® Therapie?

Somatic Experiencing® ist eine Therapieform, die darauf abzielt, traumatische Erlebnisse und Stress­reaktionen im Körper zu behandeln. Sie wurde von Peter Levine entwickelt und basiert auf der Annahme, dass Traumata und Stress im Körper gespeichert werden und dass es möglich ist, diese Erfahrungen durch gezielte Körper­arbeit aufzulösen.

Bevor wir gemeinsam an SE® angelehnt arbeiten können, ist es notwendig, dass wir gemeinsam ein stabiles Vertrauen zwischen Ihnen und mir aufbauen, Sie für sich einen imaginären sicheren Ort erschaffen und ausreichend Orientierung erfahren. Der Wille, auf Verstandes­ebene, sich ein bestimmtes Ereignis anzuschauen, reicht leider nicht aus. Wir brauchen auch die „Einwilligung“ des Körpers, damit Sie als Team (Verstand und Körper) Ihr seelisches Thema bearbeiten können.

Eine Somatic Experiencing®-Sitzung beginnt damit, dass wir gemeinsam einen Rahmen auf der Zeitachse um das erlebte Ereignis legen. Dieser Rahmen spannt sich von einem sicheren Anfangs­punkt, als alles noch gut war, zum traumatischen Ereignis selbst bis hin zum „Endpunkt“ – dem Moment der ersten Erleichterung.

Durch gezielte Fragen werde ich Sie dazu anregen, die eigene Körper­wahrnehmung zu schärfen. Im nächsten Schritt richten wir den Fokus auf die spezifischen Symptome und Erfahrungen und nähern uns – ausgehend vom Anfangspunkt ganz behutsam dem zentralen Ereignis, ohne den Endpunkt aus den Augen zu verlieren. Es ist ein sanftes Pendeln zwischen dem Erlebtem und dem verankertem Bewusstsein im Hier und Jetzt (dem sicheren Ort) ohne in die traumatische Situation vollständig einzutauchen. Gemeinsam erkunden wir in einer extremen Entschleu­nigung auftauchende körperlichen Symptomen, die mit den Erfahrungen verbunden sind. Auf diese Weise geben wir Ihrem Körper die Möglichkeit, „unvoll­kommene" Bewegungen zu vervoll­ständigen. Ihr Verstand kann sich wieder orientieren, einzelne Fragmente richtig einordnen und ein Verständnis für die indivi­duellen Auswirkungen von Trauma und Stress auf den eigenen Körper entwickeln.

Während werde ich Sie unter­stützen, die eigene Körper­wahrnehmung zu vertiefen und die aufkommenden Empfindungen und Gedanken zu beobachten und anzunehmen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um alte Muster und Reaktionen zu überwinden und einen neuen Zugang zur eigenen Körper­wahrnehmung und inneren Regulation zu finden.

Die Integration der neuen Erfahrungen und das gemeinsame Reflektieren über das Erlebte während der Sitzung schafft neue Verknüpfungen im Gehirn und ist wichtiger Bestandteil im heilsamen Wachstumsprozess.

Insgesamt dauert eine Somatic Experiencing®-Sitzung etwa 60 bis 90 Minuten. In der Regel werden mehrere Sitzungen benötigt, um nachhaltige Veränderungen bei einem Thema zu erreichen. Da die Therapie sehr individuell auf Ihr Bedürfnis ausgerichtet ist, variiert die Anzahl der benötigten Sitzungen von Person zu Person.

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Inwiefern hilft die ACE-Studie trauma­thera­peutisch zu arbeiten?

Die ACE-Studie (Adverse Childhood Experiences) ist eine wegweisende Forschung, die die Auswirk­ungen von Kindheits­traumata auf die Gesundheit und das Wohl­befinden von Menschen untersucht hat. Die Studie wurde Ende der 1990er Jahre vom US-amerika­nischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) und der Kaiser Permanente Gesund­heits­organi­sation durchgeführt.

Die Studie untersuchte mehr als 17.000 Erwachsene und ermittelte, wie oft sie in ihrer Kindheit traumatische Ereignisse wie Missbrauch, Vernach­lässigung oder häusliche Gewalt erlebt hatten. Die Ergebnisse der Studie zeigten einen starken Zusammenhang zwischen der Anzahl der traumatischen Ereignisse und einer Vielzahl von gesund­heitlichen Problemen im späteren Leben.

Die Ergebnisse der ACE-Studie haben unser Verständnis von Traumata und ihren Auswirkungen verbessert und haben maßgeblich dazu beigetragen, wie wir heute über Trauma­therapie denken. Die ACE-Studie hat gezeigt, dass Traumata nicht nur psycho­logische Auswirkungen haben, sondern auch körperliche Gesundheits­probleme verursachen können.

Infolge­dessen haben Trauma­therapeuten die ACE-Studie genutzt, um ihre Arbeit mit Klient*Innen zu verbessern. Durch die Anerkennung der Bedeutung von Kindheits­traumata für die Gesundheit von Erwachsenen können Therapeuten besser verstehen, welche Faktoren zur Entwicklung von Traumata beitragen und wie sie ihren Klient*Innen am besten helfen können, diese Erfahrungen zu überwinden.

Darüber hinaus haben Traumata auch Auswirkungen auf die Gesellschaft als Ganzes. In der ACE-Studie wurde festgestellt, dass traumatische Erfahrungen in der Kindheit ein höheres Risiko für eine Vielzahl von Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs und psychische Erkrankungen darstellen. Dies deutet darauf hin, dass Traumata nicht nur individuelle, sondern auch gesell­schaftliche Auswirkungen haben können.

In der Tat ist die ACE-Studie auch ein wichtiger Hinweis auf die Bedeutung von Prävention. Durch die Erkennung der negativen Auswirkungen von Kindheits­traumata können Fachleute gezielte Inter­ventionen entwickeln, um Traumata zu verhindern und das Risiko von körperlichen und psychischen Problemen zu reduzieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die ACE-Studie von großer Bedeutung für die Trauma­therapie und die Gesellschaft als Ganzes ist. Sie hat unser Verständnis von Trauma und dessen Auswirk­ungen verbessert und hat dazu beigetragen, die Behandlung von Klient*Innen zu verbessern, die mit den Folgen von Kindheits­traumata zu kämpfen haben. Gleichzeitig zeigt die ACE-Studie auch, dass Prävention ein wichtiger Schritt ist, um die Aus­wirkungen von Traumata auf die Gesellschaft zu reduzieren.

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Buch Empfehlung:
„The Deepest Well“

"The Deepest Well" von Dr. Nadine Burke Harris ist ein Buch, das sich mit der Auswirkung von Kindheitstraumata auf die körperliche und geistige Gesundheit im späteren Leben beschäftigt. Die Autorin ist Kinderärztin und Pionierin auf dem Gebiet der Erforschung von Kindheitstraumata und deren langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit.

Sie beschreibt in dem Buch, wie traumatische Erfahrungen in der Kindheit das Gehirn und das Immunsystem beeinflussen und zu einer erhöhten Anfälligkeit für Krankheiten wie Diabetes, Herzkrankheiten und Depressionen führen können. Dr. Burke Harris führt den Leser*innen durch ihre eigenen Erfahrungen als Ärztin und Trauma-Expertin und gibt Einblicke in ihre Arbeit mit traumatisierten Kindern. Sie stellt auch Programme vor, die helfen sollen, Kindern mit Traumata frühzeitig zu helfen.

Das Buch ist gut geschrieben und leicht verständlich. Dr. Burke Harris teilt ihre persönlichen Erfahrungen und ihre Sichtweise auf das Thema. Sie bietet auch praktische Ratschläge für Menschen, die mit traumatischen Erlebnissen konfrontiert sind, sowie für Angehörige und Fachleute.

Insgesamt ist "The Deepest Well" ein bedeutendes Buch, das aufzeigt, wie wichtig es ist, Traumata bei Kindern zu erkennen und angemessen zu behandeln, um langfristige gesundheitliche Schäden zu vermeiden. Das Buch ist ein Aufruf zur Handlung und zeigt, dass es nie zu spät ist, Kindern mit Traumata zu helfen und zu unterstützen. Ich empfehle dieses Buch jedem, der an der Gesundheit von Kindern und Erwachsenen interessiert ist.

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Buch Empfehlung:
"Being There: Why Prioritizing Motherhood in the First Three Years Matters"

Das Buch "Being There: Why Prioritizing Motherhood in the First Three Years Matters" von Erica Komisar untersucht die Bedeutung der Anwesenheit einer Mutter im Leben eines Kindes während der ersten drei Jahre. Das Buch argumentiert, dass dieser Zeitraum entscheidend ist, um die emotionale, kognitive und soziale Entwicklung eines Kindes zu formen und die Grundlage für zukünftigen Erfolg zu legen.

Komisar bezieht sich auf ihre Erfahrung als Psychoanalytikerin und ihre Beobachtungen von Kindern und Familien, um ihre Argumente zu unterstützen. Sie argumentiert, dass die Anwesenheit einer Mutter während dieser Zeit für das emotionale Wohlbefinden eines Kindes unerlässlich ist, da dies dazu beitragen kann, eine sichere Bindung aufzubauen, die lebenslange Vorteile hat. Komisar bemerkt, dass die Anwesenheit einer Mutter einem Kind helfen kann, seine Emotionen zu regulieren, sich sicher und geborgen zu fühlen und Empathie und soziale Fähigkeiten zu entwickeln.

Das Buch behandelt auch die Auswirkungen der Abwesenheit der Mutter, sei es aufgrund der Arbeit oder anderer Faktoren, auf die Entwicklung des Kindes. Komisar argumentiert, dass Väter und andere Betreuer zwar Liebe und Fürsorge bieten können, aber die einzigartige emotionale Verbindung, die eine Mutter in den ersten drei Jahren bietet, nicht ersetzen können. Sie verweist auf Studien, die zeigen, dass die Abwesenheit einer Mutter während dieser Zeit negative Auswirkungen auf die emotionale und kognitive Entwicklung eines Kindes haben und sogar Auswirkungen auf ihre körperliche Gesundheit haben kann.

Komisar erkennt jedoch an, dass jede Familiensituation einzigartig ist und es keine Einheitslösung für die Erziehung gibt. Sie ermutigt Eltern, ein Gleichgewicht zu finden, das für ihre Familie funktioniert, ob das bedeutet, dass eine Mutter Vollzeit zu Hause bleibt, Teilzeit arbeitet oder andere Möglichkeiten findet, um die emotionalen Bedürfnisse ihres Kindes während dieses kritischen Zeitraums zu unterstützen.

"Being There" ist ein nachdenkliches und gut recherchiertes Buch, das gängige Annahmen über Elternschaft und Kindesentwicklung in Frage stellt. Es betont die Bedeutung, das emotionale Wohlbefinden eines Kindes in den ersten drei Jahren des Lebens zu priorisieren und bietet wertvolle Einblicke für Eltern und Betreuer, die die gesunde Entwicklung eines Kindes unterstützen möchten.

Weiterführende Gedanken können Sie im Atikel über „Maternal Feminism“ – lesen.

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„Maternal Feminism“
Ein neues Paradigma für Frauen und Familien

Eine neue feministische Theorie namens „Maternal Feminism“ wurde von der Psychoanalytikerin und Erziehungsexpertin Erica Komisar vorgeschlagen. Im Gegensatz zu traditionellen feministischen Ideologien, die oft den beruflichen Erfolg von Frauen über die Rolle als Mutter stellen, betont der Maternal Feminism die Bedeutung von Mutterschaft und der Pflege- und Fürsorge-Rolle, die Frauen in der Gesellschaft spielen.

Komisar argumentiert, dass die Arbeit von Müttern als Bezugspersonen in der Gesellschaft unterbewertet wird und Frauen oft unter Druck gesetzt werden, ihre Karriere über ihre Kinder zu stellen. Dies führt zu einem Mangel an Unterstützung für Mütter, was negative Auswirkungen auf Kinder und die Gesellschaft haben kann. Der Maternal Feminism versucht, dieses Problem anzugehen, indem er die entscheidende Rolle anerkennt, die Mütter bei der emotionalen und psychologischen Entwicklung ihrer Kinder spielen.

Mutterschaft wird als eine einzigartig wertvolle und unersetzliche Rolle betrachtet, die Frauen in der Gesellschaft spielen. Komisar argumentiert, dass Frauen eine angeborene Fähigkeit haben, ihre Kinder zu pflegen und zu versorgen, und dass diese Fähigkeit anerkannt und gefeiert werden sollte. Der Maternal Feminism versucht jedoch nicht, Frauen auf traditionelle Geschlechterrollen zu beschränken oder ihnen die Verfolgung einer Karriere außerhalb des Hauses zu verbieten. Stattdessen soll eine Gesellschaft geschaffen werden, in der Frauen frei entscheiden können, ob sie eine Karriere anstreben oder die Rolle als Mutter und erste Bindungsperson für ihre Kinder priorisieren möchten.

Ein wichtiger Aspekt des Maternal Feminism ist die Anerkennung der Bedeutung der frühkindlichen Entwicklung. Die ersten drei Lebensjahre eines Kindes sind entscheidend für seine emotionale und psychologische Entwicklung, und Mütter spielen bei diesem Prozess eine entscheidende Rolle. Komisar setzt sich für politische Maßnahmen ein, die Mütter während dieser Zeit unterstützen, wie bezahlten Elternurlaub, erschwingliche Kinderbetreuung und flexible Arbeitsvereinbarungen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Maternal Feminism ist die Anerkennung der einzigartigen Bedürfnisse von Kindern, die eine fürsorgliche und stabile Umgebung benötigen, um zu gedeihen. Mütter sind von Natur aus in der Lage, diese Umgebung zu schaffen. Die Bedeutung der Mutter-Kind-Bindung wird ebenfalls betont, da sie lebenslange Vorteile für sowohl das Kind als auch die Mutter hat.

Kritikerinnen des Maternal Feminism argumentieren, dass er traditionelle Geschlechterrollen verstärkt und die Entscheidungsmöglichkeiten von Frauen einschränkt. Komisar sieht den Maternal Feminism jedoch als Möglichkeit, Frauen zu stärken, indem er die wichtige Arbeit und Aufgabe anerkennt, die sie als Mütter leisten, und ihnen die Unterstützung gibt, die sie benötigen, um diese Rolle erfolgreich auszufüllen. Sie betont, dass Frauen frei sein sollten, Entscheidungen zu treffen, die ihre Rolle als Mutter und Bezugsperson priorisieren, aber dass diese Entscheidungen nicht durch gesellschaftlichen Druck oder finanzielle Notwendigkeiten beeinflusst werden sollten.

Indem Frauen ermutigt werden, ihre Rolle als Mütter zu priorisieren und Unterstützung bei der Erfüllung dieser Rolle zu erhalten, können Kinder in einer Umgebung aufwachsen, die sie emotional und psychologisch unterstützt und ihnen hilft, ihr volles Potenzial zu entfalten. Der „Maternal Feminism“ erkennt die Bedeutung der Mutterschaft und der Fürsorgearbeit an und fordert die Schaffung einer Gesellschaft, die Frauen die Freiheit gibt, Entscheidungen zu treffen, die ihrer persönlichen Situation und ihren Bedürfnissen entsprechen.

Die Debatte über den „Maternal Feminism“ wird voraussichtlich weitergehen, da sich Frauen und Gesellschaften weltweit mit den Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Karriere sowie der Wichtigkeit der frühkindlichen Entwicklung auseinandersetzen. Durch die Anerkennung der wichtigen Rolle, die Mütter bei der emotionalen und psychologischen Entwicklung ihrer Kinder spielen, kann der „Maternal Feminism“ dazu beitragen, eine Gesellschaft zu schaffen, die gleiche Chancen und Unterstützung für Frauen in allen Lebensbereichen bietet.

Es bleibt zu hoffen, dass der „Maternal Feminism“ eine breitere Diskussion über die Rolle von Müttern und die Bedeutung der Fürsorgearbeit auslösen wird, die letztendlich zu politischen Veränderungen führen wird, um Mütter und ihre Kinder besser zu unterstützen und zu schützen. Denn nur durch die Anerkennung und Wertschätzung der Arbeit von Müttern kann eine Gesellschaft geschaffen werden, die ihre Kinder optimal unterstützt und dabei gleiche Chancen und Möglichkeiten für Frauen bietet.

Hintergründe zu dem Thema: „Maternal Feminism“ sind in dem Buch - "Being There: Why Prioritizing Motherhood in the First Three Years Matters" von Erica Komisar – nachzulesen.

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Die Angst etwas zu verpassen
Fear of missing out (FOMO)

Die Angst, etwas zu verpassen (Fear of Missing Out - FOMO) ist ein weit verbreitetes Phänomen, das sich auf die Angst bezieht, dass andere Menschen interessantere oder aufregendere Erfahrungen machen als man selbst. Insbesondere bei Frauen kann diese Angst ein besonders schwerwiegendes Problem sein.

In unserer heutigen Gesellschaft sind Frauen oft mit zahlreichen Verpflichtungen konfrontiert. Sie müssen Beruf, Familie und soziale Kontakte unter einen Hut bringen, was oft zu einem Gefühl von Überlastung und Stress führt. Gleichzeitig sehen sie sich mit einer endlosen Flut von Informationen und Aktivitäten konfrontiert, die über soziale Medien und andere Kanäle vermittelt werden. Es kann leicht passieren, dass Frauen das Gefühl haben, dass sie nicht genug Zeit haben, um all diesen Dingen gerecht zu werden.

FOMO kann sich in verschiedenen Formen zeigen, zum Beispiel in dem Drang, immer auf dem neuesten Stand zu sein und nichts zu verpassen. Frauen können das Gefühl haben, dass sie ständig online sein müssen, um auf dem Laufenden zu bleiben und keine wichtigen Ereignisse zu verpassen. Dies kann zu einem ständigen Ablenkungszustand führen, der die Konzentration und Produktivität beeinträchtigt.

Ein weiteres Problem ist die ständige Vergleichsmentalität, die durch soziale Medien verstärkt wird. Frauen können das Gefühl haben, dass sie nicht genug erreichen oder nicht attraktiv genug sind, wenn sie sich mit anderen Frauen vergleichen, die scheinbar ein aufregenderes Leben führen. Dies kann zu einem niedrigen Selbstwertgefühl und Depressionen führen.

Es ist wichtig, dass Frauen lernen, mit FOMO umzugehen und ihre Prioritäten zu setzen. Es ist nicht möglich, alles im Leben zu haben, und es ist wichtig, sich auf die Dinge zu konzentrieren, die wirklich wichtig sind. Frauen sollten sich Zeit nehmen, um herauszufinden, was ihnen am wichtigsten ist, sei es die Familie, die Karriere oder die sozialen Kontakte, und dann ihre Zeit und Energie entsprechend ausrichten.

Es kann auch hilfreich sein, sich von sozialen Medien und anderen Ablenkungen fernzuhalten und sich auf das zu konzentrieren, was in diesem Moment wichtig ist. Frauen sollten sich nicht ständig mit anderen Frauen vergleichen, sondern sich selbst akzeptieren und schätzen, wer sie sind und was sie erreicht haben.

FOMO selbst kann eine belastende Erfahrung sein, aber es gibt Möglichkeiten, damit umzugehen. Indem Frauen lernen, Prioritäten zu setzen und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist, können sie ein erfülltes und glückliches Leben führen, ohne das Gefühl zu haben, etwas zu verpassen.

FOMO kann oft durch traumatische Erfahrungen wie Verlust oder Trennung ausgelöst werden, die dazu führen, dass eine Person das Bedürfnis hat, immer auf dem neuesten Stand zu sein und nichts zu verpassen. Der therapeutische NARM®-Ansatz kann helfen, diese traumatischen Erfahrungen zu heilen und die negativen Emotionen und Verhaltensweisen zu reduzieren, die mit ihnen verbunden sind.

In meiner an NARM®-angelehnten Therapie kann ich Ihre individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten berücksichtigt, um eine erfolgreiche Behandlung zu gewährleisten. Die Therapie zielt darauf ab, das Selbstbewusstsein und die Selbstakzeptanz zu stärken, um eine gesunde Beziehung zu sich selbst und anderen aufzubauen.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass FOMO Ihr Leben beeinträchtigt, kann die NARM®-Therapie eine Option für Sie sein, um Ihnen zu helfen, Ihre Ängste zu überwinden und ein erfülltes Leben zu führen. Gerne können Sie sich an mich wenden, um mehr darüber zu erfahren, wie diese Therapieform Ihnen helfen kann, Ihre traumatischen Erfahrungen zu heilen und Ihre Beziehungen zu verbessern.

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Was ist das eigentlich für eine Therapie?

aus dem Buch: Komm', ich erzähle Dir eine Geschichte

Schon seit einer geraumen Weile fragten mich meine Freunde, was für eine Art von Therapie ich denn da machte. Sie waren dermaßen überrascht über manches, was ich ihnen vom Dicken erzählt hatte, und darüber, was in seinem Sprechzimmer so vor sich ging, daß sie seine Arbeitsweise mit nichts in Verbindung bringen konnten, was sie aus der Therapiewelt kannten. Und, wozu es leugnen, auch ich hatte nie zuvor etwas Vergleichbares erlebt.

Und so nutzte ich eines Nachmittags, als die Dinge bei mir mehr oder weniger im Lot waren, »alles am rechten Platz«, wie er es nannte, die Gunst der Stunde und fragte Jorge, was das denn eigentlich für eine Therapie sei.

»Was das für eine Therapie ist? Was weiß ich! Ist es denn eine Therapie?« fragte mich der Dicke.

>Pech gehabt<, dachte ich. >Der Dicke hat wieder einen dieser hermetischen Tage, an denen es so gut wie aussichtslos ist, eine Antwort von ihm zu bekommen.< Aber ich blieb hart.

»Jetzt mal im Ernst. Ich möchte es wissen.«

»Wozu?«

»Um etwas dazuzulernen.«

»Und was nützt es dir, zu wissen, was für eine Art von Therapie das ist?«

»Aus der Nummer komm ich nicht raus, stimmt’s?« sagte ich und ahnte schon, was jetzt folgen würde.

»Rauskommen? Warum willst du da rauskommen?«

»Hör mal, es geht mir auf die Nerven, daß ich dich nie etwas fragen kann. Wenn du Lust hast, läßt du dich zu einer Erklärung herab, und wenn nicht, ist es unmöglich, aus dir auch nur eine einzige Antwort herauszubekommen. Das ist ungerecht.«

»Bist du wütend?«

»Ja, ich bin wütend!«

»Und was machst du mit deiner Wut? Was fängst du mit dem Zorn an, den du jetzt in dir spürst? Behältst du ihn drin?«

»Ich habe keine Lust zu schreien. Rutsch mir doch den Buckel runter!«

»Schrei doch noch mal.«

»Rutsch mir den Buckel runter!«

»Mach weiter. Wen beschimpfst du so? Mach weiter!«

»Rutsch mir verdammt noch mal den Buckel runter, verfluchter Kerl! Du sollst mir den Buckel runter rutschen!«

Der Dicke schaute mich schweigend an, während ich Luft holte und allmählich wieder zu meinem natürlichen Atemrhythmus zurückfand.

Ein paar Minuten später machte er den Mund auf:
»Das ist die Art von Therapie, die wir machen, Demian. Eine Therapie, die drauf aus ist zu verstehen, was in jedem Moment deines Lebens in dir vorgeht. Eine Therapie, die Risse in deine Fassade klopfen will, damit der wahre Demian hervorkommen kann.

Eine Therapie, die gleichermaßen einzigartig wie unbeschreiblich ist, weil sie auf der Beschaffenheit zweier einzigartiger und unbeschreiblicher Personen beruht: dir und mir. Zweier Personen, die darin übereingekommen sind, vorerst einmal mehr Aufmerksamkeit auf den Entwicklungsprozeß des einen legen zu wollen: nämlich deinen.

Eine Therapie, die niemanden heilt, weil sie weiß, daß sie nur dem ein oder anderen dazu verhelfen kann, sich selbst zu helfen.

Eine Therapie, die nicht darauf aus ist, eine gewisse Wirkung zu erzielen, sondern einfach nur als Katalysator dienen will, um einen Prozeß zu beschleunigen, der sich früher oder später sowieso eingestellt hätte, ob mit oder ohne Therapeuten.

Eine Therapie, die, zumindest bei diesem Therapeuten, mehr und mehr einem Lernprozeß ähnelt. Und schließlich, eine Therapie, deren Aufmerksamkeit viel eher auf dem Fühlen liegt als auf dem Denken, eher auf dem Tun als auf dem Planen, auf dem Sein als auf dem Haben und auf der Gegenwart statt auf Vergangenheit oder Zukunft.«

»Das ist der Punkt: die Gegenwart«, antwortete ich. »Genau das scheint mir der Unterschied zu meinen vorherigen Therapien zu sein: die Betonung der aktuellen Situation. Alle anderen Therapeuten, die ich kenne oder von denen ich gehört habe, sind an der Vergangenheit interessiert, an den Auslösern und dem Ursprung eines Problems. All das ist dir egal. Wenn du aber nicht weißt, wo die Sache angefangen hat, kompliziert zu werden, wie kannst du sie dann beilegen?«

»Ums kurz zu machen, muß ich wohl etwas ausholen. Mal sehen, ob ich dir das erklären kann. In der Welt der Therapie gibt es, soweit ich weiß, mehr als zweihundertfünfzig verschiedene Therapieformen, und hinter jeder steht eine eigene philosophische Schule.

Diese Schulen unterscheiden sich voneinander in ihrer ideologischen Ausrichtung, ihrer Form oder in ihrem Ansatz. Sie alle aber haben zum Ziel, die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Worin sich die Therapeuten allerdings nicht immer ganz einig sind, ist, was >verbesserte Lebensqualität< nun eigentlich heißt. Aber damit wollen wir uns jetzt nicht aufhalten.

Diese zweihundertfünfzig Schulen kann man grob drei großen Denkrichtungen zuordnen, je nachdem, worauf sich das Hauptaugenmerk des jeweiligen Therapiemodells bei der Behandlung der Problematik seines Patienten richtet. So gibt es Schulen, die sich ganz auf die Vergangenheit konzentrieren. Dann solche, die ihren Blick in die Zukunft richten. Und schließlich die, die sich vor allem mit der Gegenwart befassen.

Die erste und bei weitem nicht die am stärksten vertretene Richtung umfaßt all die Schulen, die von der Vorstellung ausgehen – oder auch nur so tun-, der Neurotiker sei jemand, der irgendwann in seiner Kindheit einmal ein Problem hatte, an dessen Folgen er bis heute zu knabbern hat. Die Arbeit besteht also darin, alle Erinnerungen an die Vorgeschichte dieses Patienten hervorzuholen, bis man auf die Situationen stößt, die die Neurose verursacht haben. Da die Erinnerung daran nach Ansicht der Analytiker ins Unterbewußtsein des Patienten verdrängt worden ist, besteht die Aufgabe darin, sein Inneres nach jenen Ereignissen zu durchforsten, die darin verborgen liegen.

Bestes Beispiel hierfür ist die klassische Psycho-analyse. Sie unterscheidet sich von den anderen Schulen durch die Frage nach dem Warum.

Viele Analytiker glauben, es genüge, dem Motiv für das Symptom auf die Schliche zu kommen, und schon laufe alles wieder rund.

Die Freudsche Psychoanalyse, um von der verbreitetsten dieser Schulen zu sprechen, hat wie alles Vor- und Nachteile.

Ihr grundlegender Vorteil ist, daß es wohl kein anderes Therapiemodell gibt, mit dem sich ein ähnlich hoher Grad an Selbstkenntnis erlangen läßt. Kein anderes Modell verschafft einem so tiefen Einblick in die eigenen seelischen Vorgänge.

Was die Nachteile angeht, so gibt es deren mindestens zwei. Zum einen dauert die Psychoanalyse schlicht zu lang, was das ganze anstrengend und unökonomisch werden läßt, und zwar nicht nur in finanzieller Hinsicht. Irgendein Analytiker hat mir mal gesagt, daß die Therapie ein Drittel der Zeit dauern sollte, die der Patient bei Therapiebeginn als Lebenszeit ausweisen kann. Zum zweiten muß die therapeutische Wirkung bei diesem Modell in Frage gestellt werden. Ich persönlich zweifle zum Beispiel daran, dass man je genug Selbstkenntnis erreichen kann, um sein Leben völlig umzukrempeln, eingefahrene Verhaltensweisen zu verändern oder das Problem aus der Welt zu schaffen, dessentwegen man eine Therapie begonnen hat.

Das andere Extrem, denke ich, sind die psychotherapeutischen Schulen, die ihr Augenmerk vorwiegend auf die Zukunft richten. Diese Strömungen sind momentan sehr in Mode, und man kann ihren Ansatz vielleicht so zusammenfassen: Das eigentliche Problem ist: daß der Patient anders handelt, als er handeln müßte, um die Ziele zu erreichen, die er sich gesteckt hat. Deshalb besteht die Aufgabe nicht darin, herauszufinden, warum die Dinge bei ihm so sind, wie sie sind – die sind nun einmal so – , und auch nicht darin, das leidende Individuum zu ergründen. Es gilt, den Patienten dazu zu befähigen, daß er das erreicht, was er sich vorstellt, bzw. daß er dort hingelangt, wo er sich gerne sehen würde; er soll lernen, seine Ängste zu überwinden, um ein produktiveres und positiveres Leben führen zu können.

Diese Strömung, vor allem vertreten durch die Behavioristen, propagiert die Idee, daß man neue Verhaltensweisen nur erlernen kann, indem man sie ausprobiert, eine Sache, die der Patient nur schwer ohne Hilfe, ohne Anleitung von außen unternehmen kann. Diese Hilfe wird bevorzugt von einer Fachperson geleistet, die einem zeigt, welches die angemessenen Verhaltensweisen sind, die konkrete Handlungsvorschläge macht und den Patienten während dieses Prozesses der gewünschten Rekonditionierung begleitet.

Die Grundfrage, die sich die Therapeuten dieser Strömung stellen, ist nicht warum?, sondern wie? Wie kann ich das gewünschte Ziel erreichen?

Auch diese Schule hat Vor- und Nachteile. Der erste Vorteil ist, daß die Technik unglaublich effektiv ist, der zweite, daß die Sache so schnell geht. Einige amerikanische Neobehavioristen sprechen schon von Therapien, die nicht länger dauern als ein bis fünf Sitzungen. Der offensichtlichste Nachteil ist aus meiner Sicht die Oberflächlichkeit dieser Behandlung: Der Patient gerät nie an den Punkt, an dem er sich oder seine eigenen Ressourcen kennenlernt. Die Therapie bleibt also immer darauf beschränkt, nur gerade das akute Problem zu lösen, das ihn zur Therapie gebracht hat und somit auch in die enge Abhängigkeit von seinem Therapeuten führt. Das ist ja nicht an sich verwerflich, aber es gibt dem Patienten nicht ausreichend Mittel an die Hand, mit sich selbst in Kontakt zu kommen, was allerdings unerläßlich ist.

Die dritte Linie ist, historisch gesehen, die jüngste der drei.

Zu ihr gehören all die psychotherapeutischen Schulen, die sich mit der Gegenwart des Patienten befassen.

Wir gehen, grob gesagt, weder von der Idee aus, den Ursprung des Leidens untersuchen zu müssen, noch empfehlen wir Verhaltensweisen, dem Leid zu entkommen. Vielmehr soll herausgefunden werden, was in der Person, die sich an den Therapeuten gewandt hat, vor sich geht, und wozu sie in eine solche Situation hineingeraten ist.

Wie du weißt, ist das die Linie, nach der auch ich mich entschlossen habe zu arbeiten, und deswegen halte ich sie natürlich für die beste. Dennoch gebe ich zu, daß auch dieser Weg Vor- und Nachteile birgt.

Die Therapie ist vergleichsweise kürzer als eine klastische Psychoanalyse, aber immer noch länger als die der Neobehavioristen. Sie dauert in der Regel zwischen sechs Monate und zwei Jahre. Ohne den Tiefgang der klassischen Analyse zu besitzen, liefert sie doch eine gehörige Portion Selbsterkenntnis, und man lernt recht gut, mit sich selbst umzugehen.

Andererseits, so gut sie auch dazu dient, den Kontakt mit der gegenwärtigen Realität aufzunehmen, kann sie den Patienten ebenso leicht verleiten, eine lässige Aussteigerhaltung einzunehmen, eine Haltung, die ihn unbekümmert den Augenblick leben läßt und die mit dem Gegenwartskonzept dieser Schule nichts am Hut hat, das natürlich gleichermaßen auf Erfahrungen beruht und Zukunftspläne als äußerst wichtig erachtet.

Es gibt einen sehr alten Witz, mit dem sich die drei Strömungen gut veranschaulichen lassen. Die Grundsituation ist denkbar simpel und immer die gleiche, aber ich gestatte mir, mich ein bißchen über die drei Denkrichtungen lustig zu machen, und werde dir drei verschiedene Schlüsse erzählen.«

EIN MANN LEIDET an Enkropesis, zu deutsch: er scheißt sich in die Hose. Er geht zu seinem Hausarzt, der nach gründlicher Untersuchung keinen physischen Grund für sein Problem findet, also rät er ihm, sich an einen Psychotherapeuten zu wenden.

Erstes Ende:

Der Mann geht zu einem klassischen Psychoanalytiker.
Fünf Jahre später trifft er einen Freund.
»Hallo. Na, was macht deine Therapie?«
»Phantastisch!« antwortet der Mann euphorisch.
»Scheißt du dir jetzt nicht mehr in die Hose?«
»Doch, ich scheiß mir immer noch in die Hose, aber jetzt weiß ich wenigstens, warum!«

Zweites Ende:

Der Mann geht zum Behavioristen.
Fünf Tage später trifft er einen Freund.
»Hallo, was macht deine Therapie?«
»Wahnsinn«, antwortet der Mann begeistert.
»Scheißt du dir jetzt nicht mehr in die Hose?«
»Doch, aber inzwischen trage ich Gummihosen!«

Drittes Ende:

Der Mann geht zu einem Gestalttherapeuten.
Fünf Monate später trifft er einen Freund.
»Hallo, was macht deine Therapie?«
»Fabelhaft!« antwortet der Mann begeistert.
»Scheißt du dir jetzt nicht mehr in die Hose?«
»Doch, ich scheiß mir immer noch in die Hose, aber jetzt ist es mir egal!«

»Ganz schön apokalyptisch, die Vision, die du da entwirfst«, versuchte ich einzuwenden.

»Kann schon sein, trotzdem handelt es sich um eine reale Apokalypse. So real wie die Tatsache, daß deine Sitzung jetzt zu Ende ist.«

Selten habe ich einen Menschen so sehr zum Teufel gewünscht wie Jorge.